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Presseinformation

PG zur Jahrestagung der Österreichischen Schmerzgesellschaft; 6.5.2013, 9.30h,
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Wie gut sind Österreichs Schmerzpatienten versorgt? Bilanz nach zwei Jahren als ÖSG Präsident.
Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky, Universität Salzburg, Naturwissenschaftliche Fakultät; Fachbereich für Organismische Biologie, Arbeitsgruppe für Neurosignaling, Präsident der ÖSG.

Chronischer Schmerz und seine Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaft sind eines der größten
und bis dato unzureichend gelösten Gesundheitsprobleme. Patienten fühlen sich häufig mit ihren Schmerzen alleingelassen, nicht ernst genommen und verzweifeln in vielen Fällen. In der EU sind bis zu 60 Prozent der Patienten mit ihrer Schmerztherapie unzufrieden. Trotz der massiven und permanenten Belastung hat jeder zweite bis zur adäquaten schmerzmedizinischen Versorgung mehr als 10 Ärzte konsultiert. Bei fast 50 Prozent der Patienten mit chronischen Rückenschmerzen besteht der Schmerz auch 5 Jahre nach Behandlungsbeginn weiter fort. Das ist ein ernüchternder Befund, zumal Wissen und Methoden vorhanden sind, um chronische Schmerzen gut zu kontrollieren und ihnen in vielen Fällen sogar vorzubeugen, indem man sie nicht chronifizieren lässt. Schmerzpatienten stehen in einem Spannungsfeld, wobei eine erfolgreiche suffiziente Schmerztherapie abhängig ist von einigen wesentlichen Faktoren, wie dem Patienten selbst, mit seinem Umfeld (Verwandte, Freunde u.a.) und auch seinem Lifestyle mit der gesamten Ökonomie. Ärzte und Pfleger können so viel gestalten, wie deren Bildung und Bezahlung es zulassen. Kostenträger, wie die Krankenkassen und weitere von der Industrie (Wirtschaft) vorgegebene Strukturen haben ebenso einen großen Einfluss, wie letztlich die Medien.
Vor den Gefahren von Verunsicherung und dem Wecken unrealistischer Vorstellungen sei gerade in der Verwendung des Internets gewarnt. Positiv gestaltend können politische Entscheidungen in der Verfügbarkeit kostenintensiver Therapiemaßnahmen sein. Insgesamt positiv wirkt sich eine realistische Erwartungshaltung an den Arzt bzw. dessen Therapie aus. Aus Forschungsarbeiten kennt man auch die Ergebnisse von gut verlaufenen Schmerztherapien, die für sich bester Garant sind, dass auch spätere Therapien wieder verbessert ausgehen, als würde die ersten Versuche schlecht sein.
Ein aktueller Bericht der EFIC geht davon aus, dass 21 Prozent der Österreicher, also rund 1,5 Millionen Menschen, chronische Schmerzen haben – das entspricht den Ergebnissen der ersten Umfrage der ÖSG zu diesem Thema vor einem Jahrzehnt. Ein Anlass zum Verzweifeln, weil sich anscheinend in 10 Jahren in Österreichs Schmerzmedizin trotz vieler Bemühungen nichts getan hat? Definitiv nicht! Es hat sich sehr vieles getan: Stichworte sind hier Enttabuisierung des Themas Schmerz, allmähliche Anerkennung des Schmerzes als eigenständiges Krankheitsbild, zunehmende Entstigmatisierung von Opioid-Schmerzmedikamenten und Abbau von Opio-Phobien, ein Schmerzdiplom der Ärztekammer, Patientenaufklärung, Tausende Berichte zum Thema Schmerz in Medien, etc. Dieser erfolgreiche Weg muss konsequent weitergegangen werden! Trotz vieler ernüchternder Zahlen steht Österreich im EU-Ranking schmerzmedizinisch „relativ gut“ da. In Österreich dauert es im Durchschnitt ca. 1,7 Jahre, bis eine korrekte Diagnose erstellt ist, im EU-Durchschnitt sind es 2,2 Jahre. 1,9 Jahre vergehen bis zur angemessenen Behandlung der Schmerzen, hier liegt Österreich im EU-Durchschnitt. Nach wie vor ohne angemessene Behandlung sind 23 Prozent aller Österreicher. Damit liegen wir an der zweitbesten Stelle (EU-Durchschnitt: 38 Prozent!). In Deutschland sind „nur“ 19 Prozent ohne angemessene Behandlung. Die Schmerz-Weltgesellschaft IASP identifiziert letztlich 5 Probleme, die für die große Unzufriedenheit in der Therapie chronischer Schmerzen von Bedeutung sind:

Hier ist vom österreichischen Gesundheitssystem zu erwarten, dass die Forderungen, die von der ÖSG seit vielen Jahren erhoben wurden und werden, endlich umgesetzt werden. Geschieht das nicht, muss damit gerechnet werden, dass die Folgekosten des chronischen Schmerzes – nicht nur die gesundheitlichen Kosten, sondern auch Kosten in Folge von Krankenständen, Arbeitsunfähigkeit und Produktivitätsausfall – unser System bis zur Unfinanzierbarkeit belasten.
Handlungsbedarf besteht nach wie vor beim akut-postoperativen Schmerz: Viele Studien weisen
darauf hin, dass das Schmerzmanagement auch im Krankenhaus nicht optimal verläuft. Eine aktuelle österreichische Untersuchung, bei der 120 von insgesamt 125 anästhesiologischen Abteilungen befragt wurden, offenbart ein dramatisches Fehlen von Akutschmerzdiensten und die mangelnde Erfassung und Dokumentation des Schmerzes in Form von Schmerzprotokollen. Ein Anästhesist wird bloß in 14 Prozent zur Umstellung einer unzureichenden postoperativen Schmerztherapie konsultiert. Nur 39 Prozent der Abteilungen verfügen über einen Akutschmerzdienst. Die Schmerzqualität bzw. -intensität erfassen nur 22 Prozent der Normalstationen 3- bis 4-mal/ Tag und 34 Prozent ein- bis 2-mal/Tag.
Auch hier gilt es noch viel zu tun, bis das erreicht sein wird, was möglich, und im Interesse von
Schmerzpatienten auch zu fordern ist. Vor wenigen Jahren wurden die Grundlagen zur Vergabe des Schmerzdiploms der Ärztekammer geschaffen. Bisher haben 633 Ärzte dieses Diplom erworben. In nahezu jedem Bundesland existiert mindestens eine Schmerzambulanz. Obwohl etwa 1.400 Ärzte die so genannte Schmerzpetition der ÖSG, in Zusammenarbeit mit einigen anderen Gesellschaften, mit der Kernaussage „Wer in Österreich von chronischen Schmerzen betroffen ist, muss mit einem im EU-Vergleich erschwerten Zugang zu innovativen medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapieformen rechnen“, unterschrieben haben, hat letztlich im Hauptverband keine Änderung im Sinne einer Genehmigung zur Verschreibung weiterer Analgetika, die teils im Ausland von der Kasse bezahlt werden, stattgefunden.
Einer aktuellen Umfrage – und das macht Hoffnung – ist zu entnehmen, dass heute immerhin 80 Prozent der Befragten der Aussage zustimmen: „Ärzte, die ich aufgesucht habe, zeigen Verständnis für meine Schmerzen und nehmen sie ernst“. Aber immerhin jeder Fünfte kann dem nicht zustimmen.
Ein wichtiges Element in der notwendigen Verbesserung der Situation stellen auch Bestrebungen der Selbsthilfegruppen dar. So möchte die Allianz, eine Vereinigung von derzeit 34 Selbsthilfegruppen (EURAG) erreichen, dass chronische Schmerzen in Österreich ernst genommen und neue Möglichkeiten für schnelle Diagnose und eine effiziente Therapie geschaffen werden. Oberstes Ziel muss es weiterhin sein, die Qualität in den Bereichen Prävention, Diagnose und Behandlung von Schmerzen zu verbessern. Dafür brauchen wir u. a. Folgendes:

Wir brauchen eine sinnvoll abgestufte Versorgung: vom Hausarzt zum Schmerzmediziner zur
Schmerzambulanz zur Schmerzabteilung zum Schmerzkrankenhaus – mit der ÖSG als Drehscheibe
und Kompetenzzentrum. Schmerzversorgung muss auch außerhalb von Zentren, in denen z. B.
eine Schmerzambulanz vorhanden ist, erfolgen. Es besteht bei allen Betroffenen
Übereinstimmung, dass nicht nur die Therapie verbessert werden soll, sondern auch vieles
unternommen werden muss, damit eine Prophylaxe der Chronifizierung erfolgt. Insgesamt
gesehen ist eine verbesserte Kommunikation im Arzt-Patientengespräch zu fordern.



PA zu den 11. Österreichischen Schmerzwochen der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG)
Chronischer Schmerz bedroht unser Gesundheitssystem

Wien, Mittwoch 12. Oktober 2011 - Einer aktuellen Umfrage ist zu entnehmen, dass heute 80 Prozent der Befragten der Aussage zustimmen: „Ärzte, welche ich aufgesucht habe, zeigen Verständnis für meine Schmerzen und nehmen diese ernst“. „Das zeigt, dass in Österreich bisher einiges erreicht wurde“, sagt ÖSG-Präsident Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky bei einem Pressegespräch zum Auftakt der 11. Österreichischen Schmerzwochen. Immerhin jeder 5. Befragte kann dem jedoch nicht zustimmen. (Quelle: Pain Proposal, a european consensus report, 2010) Prof. Bernatzky: „Diese Umfrage zeigt also auch, dass es noch viel zu tun gibt. Unverändert leiden heute 21 Prozent der Österreicher/-innen an chronischen Schmerzen – das entspricht den Ergebnissen der ersten Umfrage der ÖSG zu diesem Thema vor einem Jahrzehnt. Die Zeit von der Diagnose bis zu einer angemessenen Behandlung dauert durchschnittlich 1,9 Jahre, zum Befragungszeitpunkt waren in Österreich 23 Prozent der Menschen mit chronischem Schmerz &Mac226;ohne angemessene Behandlung‘. Euphorie ist also nicht angebracht.“

Schmerzpatient/-innen: 63% Rücken-, 48% Gelenks-, 30% Genickschmerzen
Mit solchen schmerzmedizinischen Problemen steht Österreich nicht alleine da: In den fünf großen EU-Ländern Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien leiden nach den Angaben der Europäischen Schmerzgesellschaft EFIC fast 53 Millionen Menschen regelmäßig an Schmerzen, fast jeder 2. von ihnen täglich. In den 27-EU-Staaten sind jährlich 100 Millionen Menschen von chronischen Schmerzen betroffen.
Chronische Schmerzen sind solche, die länger als drei Monate regelmäßig auftreten bzw. über den Heilungsprozess verletzten Gewebes hinaus fortbestehen. Sie führen zu einer signifikanten Verschlechterung der physischen und psychischen Lebensqualität, zu Behinderungen und deutlichen Einschränkungen im Sozial- und Arbeitsleben. Ein Beispiel dafür, wie folgenschwer chronischer Rückenschmerz ist: Bei davon Betroffenen schrumpft das Gehirnvolumen um etwas mehr als ein Kubikzentimeter (1,3) pro Jahr. Das entspricht einem natürlichen Alterungsprozess von ca. 15 Jahren.

Unter den 53 Millionen Schmerzpatienten der zitierten fünf EU-Länder litten 63 Prozent an Rückenschmerzen, 48 Prozent an Gelenksschmerzen, 30 Prozent an Genickschmerzen und 21 Prozent an Schmerzen aufgrund von Arthritis.
Die Situation in Österreich: Basis der Grafiken sind Daten von Umfragen der Statistik Austria, die vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger gesammelt und heuer als Broschüre herausgegeben wurden (OF-LÖG – Outcome-Forschung basierend auf Leistungsdaten des Österreichischen Gesundheitswesens). Demnach haben in Österreich im Durchschnitt 17,6 Prozent der Männer und 24,19 Prozent der Frauen seit mehr als 3 Monaten Schmerzen. (Grafik zum Download mit Schmerzhäufigkeit je nach Bundesland: http://www2.bkkommunikation.at/de/journalistenserv ice/aktuell/2143/) Pro Jahr werden in Österreich rund 19 Mio. Schmerzmedikamente verordnet.
Unter- und Fehlbehandlung bedeuten vermeidbares Leid und Kostenexplosion
Prof. Bernatzky: „Erschreckend ist, dass ein großer Teil dieses Leides und der damit einhergehenden Belastungen der Gesundheitssysteme unnötig ist und, gemessen an den heutigen schmerzmedizinischen Möglichkeiten, durch massive Unter- oder Fehlbehandlung entsteht.“ Eine Konsequenz: Bei fast 50 Prozent der Patienten/-innen mit chronischen Rückenschmerzen besteht der Schmerz auch fünf Jahre nach Behandlungsbeginn weiter fort. Werden Schmerzen chronisch, steigen die Kosten exorbitant – bei unspezifischen Rückenschmerzen zum Beispiel auf das fast Fünffache.

Forderung der Schmerzmedizin: Chronischen Schmerz als eigenständige Diagnose anerkennen
Die Ursache dafür liegt unter anderem in einem überkommenen Denken, das Schmerz „nur“ als Symptom einer Grunderkrankung auffasst. Für akuten Schmerz, der eine körperliche Warnfunktion wahrnimmt, trifft das auch zu. Doch dieser macht heute nur rund fünf Prozent aller behandlungswürdigen Schmerzphänomene aus. Chronischem Schmerz hingegen, den restlichen 95 Prozent also, fehlt jede biologische Funktion. Prof. Bernatzky: „Die ÖSG fordert daher, im Einklang mit der EFIC, die Anerkennung chronischer Schmerzen als eigenständige Diagnose.“
Mediziner/-innen müssen in der Therapie komplexer chronischer Schmerzsyndrome ausgebildet, Patienten/-innen darüber informiert werden, dass eine zufriedenstellende Behandlung heute in den meisten Fällen möglich ist.
„Chronischer, falsch behandelter oder unbehandelter Schmerz ist heute eines der großen ungelösten globalen Gesundheitsprobleme“, so Prof. Bernatzky. „Die Behandlung chronischer Schmerzen muss von politischen Entscheidungsträger/-innen auf österreichischer sowie auf EU-Ebene endlich als eine der höchsten Prioritäten erkannt werden. Für die Schmerzforschung, für die schmerztherapeutische Ausbildung und für moderne Schmerztherapien müssen deutlich mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.“

Politik ist dringend gefordert: Kosten für Schmerztherapie belasten Gesundheitssystem schwer
„Längst hat sich das Bewusstsein durchgesetzt, dass man zum Beispiel durch regelmäßiges Zähneputzen bis zu einem gewissen Grad Karies vorbeugen kann: Das erspart Schmerzen und verringert Kosten“, so Prof. Bernatzky. „Beim chronischen Schmerz – besonders bei Schmerzen des Bewegungsapparates – hingegen ist die Einsicht, dass man ihm wirksam vorbeugen kann, noch nicht breitenwirksam vorhanden. Hier ist die Gesundheitspolitik dringend gefordert.“ Denn bereits sehr junge Menschen entwickeln heute chronische Schmerzen, Schätzungen der EFIC zufolge leiden bereits ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen unter Schmerzen. Andererseits werden wir immer älter, und von den Über-70-Jährigen sind 79 Prozent aller Frauen und 53 Prozent aller Männer Schmerzpatienten/-innen. Das bedeutet, dass die Kosten für die Schmerzbehandlung unser Gesundheitssystem bis zu einem Ausmaß belasten werden, das dessen Existenz bedroht.
WHO-Schätzungen zufolge gehen durch chronische Schmerzen insgesamt in Deutschland 6,6 Millionen Arbeitsjahre, in Frankreich 4,7 Millionen Arbeitsjahre verloren. In den Niederlanden wird der durch chronische Schmerzen verursachte Verlust auf insgesamt 0,6 bis 0,9 Prozent des BIP geschätzt. Auf Österreich hochgerechnet wären das 1,68 bis 2,52 Milliarden Euro. Anderen Untersuchungen zufolge betragen in Österreich die Gesamtkosten aufgrund von Rückenschmerzen rund 6 Milliarden Euro pro Jahr (Hochrechnung deutscher Daten). „Darauf zu reagieren ist nicht nur die Pflicht der Gesundheitspolitik, sondern der Politik generell“, so Prof. Bernatzky.
Zielgruppen-spezifische und Altersgruppen-adäquate Präventionsprogramme
Chronische Schmerzen sind in sehr vielen Fällen nicht zuletzt auch eine Folge eines „ungesunden“ Lebensstils. Essentiell sind hier schmerzpräventive Programme. Prof. Bernatzky: „Es ist Aufgabe der Ärzteschaft, aber auch der Politik, dazu beizutragen dass Menschen bereits vom Kindergarten an über die Langzeitfolgen mangelnder Bewegung und ungesunder Lebensweise informiert werden. Prävention kann gar nicht früh genug beginnen: Mit ergonomischen Schulmöbeln, ausreichend Turnunterricht, Übungen in den Pausen, Gesundheitserziehung, etc.“
„Wir brauchen dringend eine systematische, auf breiter Basis angebotene Schmerzprävention“, fordert der ÖSG-Präsident. „ Diese muss zielgruppenspezifisch sein, also jeweils auf Kinder, auf Jugendliche, auf Erwachsene und auf alte Menschen und auf die spezielle Situation und Bedürfnisse der jeweiligen Gruppe eingehen. Dabei muss Vorbeugung durch entsprechende Körperhaltung, Bewegung und Übungen eine Rolle spielen, aber auch das Wissen um die Entstehung von Schmerz und die Risiken der Chronifizierung.“ Die Mehrkosten für solche Programme tragen sich durch eingesparte Krankenstandstage, Krankenhausaufenthalte und Betreuungskosten mit Leichtigkeit selbst. Derzeit gehen in Europa nur 3 Prozent der Gesundheitsausgaben in die Prävention – da ist also noch sehr viel Potenzial.
Prof. Bernatzky: „Ärzte und Fachgesellschaften können und müssen hier warnend und fordernd ihre Stimme erheben. Umsetzen muss solche Projekte die Politik, unterstützt von der Wirtschaft.“
Schwere Belastung für Betriebe und Volkswirtschaften
Denn auch Wirtschaftsbetriebe können, wenn sie etwas zur Schmerzprävention beitragen, Kosten senken. Bei Schmerzpatienten/-innen im arbeitsfähigen Alter zeigen Studien, dass rund zwei Drittel der Gesamtkosten der Schmerzzustände in Produktionsausfällen bestehen. Die Leistungsfähigkeit von Schmerzpatienten/-innen beträgt nur 71 Prozent von jenen, die keine Schmerzen haben. So kommen Rückenschmerz-Patient/-innen, die noch arbeitsfähig sind, auf durchschnittlich 41 Krankenstandstage pro Jahr. Prof. Bernatzky: „Das ist sowohl volks- als auch betriebswirtschaftlich hochproblematisch.“
Qualifizierte Schmerzdiagnostik systematisch anwenden – Kinder und Alte oft benachteiligt
Wir brauchen, so der ÖSG-Präsident, aber auch eine qualifizierte und systematische Schmerzdiagnostik, ebenfalls abgestimmt auf die Lebensphase der Betroffenen. Wir wissen aus Erfahrung und von zahllosen Untersuchungen, dass bei kleinen Kindern und bei sehr alten, oft dementen Menschen Schmerzen häufig nicht diagnostiziert werden – und in der Folge un- oder unterbehandelt bleiben. Gute Methoden der Schmerzmessung gibt es, es geht darum, dass sie kompetent und flächendeckend eingesetzt werden.
Konsequenter Einsatz multimodaler Therapiekonzepte
Und, so Prof. Bernatzky, „wir brauchen den konsequenten Einsatz multimodaler Therapiekonzepte, in denen Medikamente, Methoden der Medizintechnik, Physikalische Medizin, Psychotherapie und geeignete Methoden der Komplementärmedizin individuell kombiniert werden, um für Patient/-innen ein Optimum an Schmerzlinderung zu bewirken.“
Die 11. Österreichischen Schmerzwochen werden organisiert mit freundlicher Unterstützung von Bionorica Ethics – Grünenthal – Medtronic – Mundipharma – Nycomed – Pfizer Primary Care

Kontakt: B&K Bettschart&Kofler Medien- und Kommunikationsberatung GmbH; Roland Bettschart, A-1090 Wien, Liechtensteinstr. 46a/1/1/9; Tel.: +43-1-319 43 78 - 19; bettschart@bkkommunikation.com



PG zur Jahrestagung der Österreichischen Schmerzgesellschaft; 23.5.2011, 10h, Café Landtmann

Erfolg der Schmerztherapie steht und fällt mit frühzeitigem Behandlungsbeginn – In der EU bis zu 60 Prozent mit Therapie unzufrieden – Patiententipps: Wann zum Arzt?


Statement Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky, Universität Salzburg, Naturwissenschaftliche Fakultät; Präsident elect der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG)

Der Erfolg einer Schmerzbehandlung steht und fällt mit dem frühzeitigen Behandlungsbeginn, dem Identifizieren der vorliegenden Schmerzform und der guten Zusammenarbeit von Arzt und Patient.
Von zentraler Bedeutung ist dabei, dass nach dem Auftreten von anhaltenden Schmerzen möglichst bald ein Arzt aufgesucht wird. Eine frühzeitige kompetente Schmerztherapie kann nicht nur vermeidbarem Leid ein Ende setzen, sondern auch der Chronifizierung von Schmerzen vorbeugen.
Auf der 19. Wissenschaftlichen Schmerztagung der ÖSG gibt es deshalb eine öffentliche Veranstaltung mit dem Titel „Schmerzen – ein Grund, zum Arzt zu gehen“.
Aktuelle, zum Teil noch unveröffentlichte internationale und österreichische Untersuchungen zeigen, dass es mit dem frühzeitigen Arztbesuch nicht zum Besten steht – obwohl 21 Prozent der Menschen in Österreich über 16 Jahre (1,5 Millionen) an chronischen Schmerzen leiden, die bereits drei oder mehr Monate andauern.

Dazu einige aktuelle Daten:

Wann zum Arzt bei Kopfschmerzen:

Akute Alarmsymptome sind

Kontakt: Guenther.Bernatzky@sbg.ac.at




7. Österreichische Schmerzwochen der Österreichischen Schmerzgesellschaft: Schach dem Schmerz!
Neue Umfrage: 122.000 Salzburger leiden an chronischen Schmerzen – Patienten und Behandler als Partner für eine effektive Schmerztherapie
23 Prozent der Österreicher leiden nach einer aktuellen Umfrage der Österreichischen Schmerzgesellschaft an chronischen Schmerzen – in Salzburg betrifft das hochgerechnet 122.000 Menschen. Effektive Schmerztherapie erfordert eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Patienten und Behandlern, sagt Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky. Das Scheitern vieler Schmerztherapien habe den Grund, dass Patienten nicht tun, was ihnen ihre Ärzte auftragen. Das könnte an verbreiteten Vorurteilen in Sachen Schmerztherapie sowie an mangelnder Zuwendung und Aufklärung liegen.

Salzburg, 22. Oktober 2007 – 122.000 Salzburgerinnen und Salzburger leiden an chronischen Schmerzen – und zwar drei Monate oder länger. Das sind die hochgerechneten Ergebnisse einer aktuellen IMAS-Umfrage der Österreichischen Schmerzgesellschaft anlässlich der derzeit laufenden 7. Österreichischen Schmerzwochen. „In der Gruppe der über 50jährigen sind es sogar 43 Prozent“, zeigt Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky, Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft und Mitarbeiter der Arbeitsgruppe für Neurodynamics und Neurosignaling an der Universität Salzburg, ein wichtiges Ergebnis der Erhebung auf.
Chronische Schmerzen: Frauen und sozial Benachteiligte besonders betroffen
Manche Gruppen leiden in besonderem Maß. „Differenziert man nach dem Geschlecht so zeigt sich, dass 18 Prozent der Männer, jedoch 28 Prozent der Frauen von chronischen Schmerzen betroffen sind“, sagt Prof. Bernatzky. „Schmerz korreliert aber auch mit dem Ausbildungs-Grad und dem Einkommen.“ 17 Prozent der Menschen mit Matura- oder Universitätsabschluss leiden an chronischen Schmerzen, eine Zahl, die bei Menschen mit Volks- oder Hauptschulabschluss auf 31 Prozent ansteigt. In der Bevölkerungsgruppe mit Monatseinkünften über 2400 Euro sind 14 Prozent von Schmerzen betroffen, bei jenen mit weniger als 1500 Euro sind es 36 Prozent. Besonders schlimm: Jeder zweite von chronischem Schmerz Betroffene beantwortet die Frage, ob Menschen mit chronischen Schmerzen in Österreich benachteiligt werden, mit „Ja“.
„Diese Zahlen zeigen deutlich, wie wichtig es ist, die Bevölkerung über die vielen Möglichkeiten der modernen Schmerzmedizin aufzuklären, und zugleich für die Betroffenen ein ausreichendes Netz an Versorgungsangeboten zu schaffen“, so Prof. Bernatzky.
Mitarbeit der Patienten wesentlich für die erfolgreiche Therapie

Ein häufiges Problem in der Schmerztherapie sei allerdings nicht, dass keine ausreichenden Möglichkeiten der Hilfe zur Verfügung stünden, sondern dass Patienten sich oft zu wenig helfen ließen, so der Experte: „Es mangelt an Compliance, also an der Mitarbeit der Patienten in der Therapie. Allzu viele brechen eine Schmerztherapie stillschweigend ab und kommen damit um den Genuss ihrer Wirkung.“

Den Grund dafür sieht Prof. Bernatzky in vielen längst überholten, aber immer noch weit verbreiteten Vorurteilen gegenüber schmerzstillenden Medikamenten. Der Kommunikation zwischen Arzt und Patient komme daher eine große Bedetung zu. „Die Information, dass ein Patient ein Medikament nicht mehr einnimmt, und warum das nicht tun, ist eine Bringschuld gegenüber seinem Arzt. Andererseits muss der Arzt über erwartbare Nebenwirkungen informieren sowie darüber, wie sie in den Griff zu bekommen sind.“

Viele falsche Vorurteile
Verbreitete Gründe, das verschriebene Schmerzmittel unberührt zu lassen oder die Behandlung abzubrechen, sind einige längst obsolete Missverständnisse:
So hat die aktuelle Erhebung der Schmerzgesellschaft etwa ergeben, dass Vorurteile in der Praxis den Weg zu einer optimalen Schmerztherapie häufig erschweren. Der Feststellung „Schmerzmedikamente sollten nur möglichst kurz eingenommen werden“ zum Beispiel stimmt jeder Zweite zu – und sogar 55 Prozent jener Befragten, die selbst an chronischen Schmerzen leiden. „Diese Aussage ist aus schmerzmedizinischer Sicht falsch. Bei der Behandlung chronischer Schmerzen verhält es sich ähnlich wie zum Beispiel bei Bluthochdruck oder Diabetes,“ so Prof. Bernatzky. „Chronischer Schmerz braucht chronische, also dauerhafte Behandlung, und zwar unter ärztlicher Kontrolle, und im Rahmen eines qualifizierten Schmerzmanagements. Und nicht bloß kurzfristige Behandlung bei Bedarf.“
Verbreitet ist auch das Vorurteil, dass man während der Einnahme von Schmerzmitteln nicht Autofahren dürfe. „Bei einer gut eingestellten Opioidtherapie kann man auch mit dem Auto fahren“, stellt Prof. Bernatzky klar. „Eine Einschränkung gilt nur für die Gewöhnungsphase, oder dann, wenn das Mittel nicht regelmäßig, sondern nur sporadisch im Notfall eingenommen wird. Oder im Falle einer Opioidtherapieumstellung.“

Viele Patienten würden auch befürchten, unter Schmerztherapie mit Übelkeit und Verstopfung leiden zu müssen. Prof. Bernatzky: „Bei manchen Wirksubstanzen stimmt das zwar prinzipiell, doch gibt es längst Begleittherapien, die diese Nebenwirkungen schon prophylaktisch verhindern.“

Auch die Sorge, dass Schmerzmedikamente bei regelmäßiger Einnahme süchtig machen könnten, ist nach wie vor verbreitet. „Eine körperliche Abhängigkeit entsteht bei Opiaten und Opioiden zwar fast immer, lässt sich beim Absetzen aber abpuffern“, sagt Prof. Bernatzky. „Eine psychische Abhängigkeit kann hingegen nur bei missbräuchlicher Anwendung entstehen.“

Placebo-Effekt: Die ungenützte Ressource
Derartige Punkte sollten im Rahmen einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Arzt und Patient offen besprochen werden. Doch diese ist für Schmerzforscher Bernatzky nicht nur die Voraussetzung dafür, dass der Patient seine Medikamente auch einnimmt, sondern selbst ein wichtiges Heilmittel. „Wir müssten den Placebo-Effekt viel bewusster nützen, als bisher üblich, denn in der Wissenschaft erweist sich immer deutlicher, dass der Glaube tatsächlich Berge versetzt. Vertrauen in den Arzt schafft Glauben an die Therapie, und wenn der Patient an den Erfolg der Behandlung glaubt, tritt dieser viel eher ein. Umgekehrt kommt es aber auch zu einem Nocebo-Effekt: Nebenwirkungen treten häufiger und heftiger ein, wenn der Patient sich vor ihnen fürchtet. Neueste Forschungsergebnisse zeigen sogar, dass erwiesenenermaßen wirksame Schmerzmedikamente schlechter wirken, wenn sie dem Patienten unbemerkt verabreicht werden – also ohne, dass sein Bewusstsein die Chance erhält, eine positive Erwartung aufzubauen.“

Expertentipp: Schmerztagebuch – Der Patient als sein eigener Schmerzexperte!
Patienten können einiges tun, um ihrem Arzt zu helfen, ihnen zu helfen. „Wann, wie lange, und wie heftig Schmerz jeweils auftritt, behalten wir meist nur sehr kurz im Gedächtnis. Wenn der Arzt danach fragt, können die Patienten das oft nicht mehr genau sagen, und das Ergebnis falscher oder unvollständiger Information sind nicht selten Fehldiagnosen“, erläutert der Salzburger.

Eine probate Lösung, so Prof. Bernatzky, ist ein „Schmerztagebuch“: „Über Auftreten, Dauer und Intensität von Schmerzen buchzuführen bietet dem Patienten die Möglichkeit, sich selbst mit dem Thema Schmerz auseinanderzusetzen und zum Beispiel herauszufinden, welche Verhaltensweisen ihn verstärken und welche ihn lindern. Dem Arzt ermöglicht er damit, in seinem eigensten Interesse die optimale Medikamenteneinstellung vorzunehmen.“

So entstehe Patientenautonomie und ein heilsames Gleichgewicht in der Beziehung zum Arzt, so der Experte: „Patienten werden ihre eigenen Schmerzexperten und damit zu selbstverantwortlichen Partnern der Mediziner.“

Die 7. Österreichischen Schmerzwochen finden statt mit der freundlichen Unterstützung von AOP Orphan Pharmaceuticals, Bionorica research, Cephalon, Fresenius Kabi, Grünenthal, Janssen-Cilag, Meda, Medtronic, Mundipharma, Nycomed, Pfizer

Kontakt:
B&K; Mag. Roland Bettschart; Mag. (FH) Agnes Grill
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